"Donnerwetter, hast du aber Glück gehabt". Satz- und Redegestaltung in Dürrenmatts apokalyptischer Vision Der Auftrag
Abstract
Gegenstand dieses Beitrags sind syntaktische und stilistische Eigenschaften einer Erzählung, die sich mit der Thematik der Entmenschlichung in der hochtechnologisierten Gesellschaft des ausgehenden 20. Jahrhunderts befasst. Während der Titel Der Auftrag, an Das Versprechen erinnernd, eine Kriminalgeschichte vermuten lässt, weist der erste Untertitel eher auf eine essayistische Medienreflexion: "Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter". In einer vollautomatisierten, computergesteuerten Welt fühlt sich der Einzelne als Individuum überflüssig und in seiner Existenz bedroht. Im Folgenden wird die Frage diskutiert, ob Friedrich Dürrenmatt die Thematik vom drohenden Ende der Menschheit mit einer spezifischen Ästhetik verbindet, eine Hypothese, die angesichts des zweiten Untertitels, der einen formalen Rahmen setzt: "Novelle in vierundzwanzig Sätzen", plausibel erscheint. Inwiefern kann die außergewöhnliche Länge der 24 Sätze, aus denen sich der Text zusammensetzt, mit dessen Inhalt in Verbindung gesetzt werden? Außerdem wird vor dem Hintergrund des Identitätsverlustes zu untersuchen sein, wie die zahlreichen Figuren, die in diesem Text auf -und abtreten, formal gestaltet werden. Werden sie als echte Charaktere mit eigenen Stimmen und eigener Sprache dargestellt, oder hat man es nur noch mit Rollenspielern zu tun, austauschbaren Gestalten ohne eigenes Profil, hingeworfen in eine inhumane Welt?
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